TSV-Erfolgstrainer Max Schmid wurde 90 Jahre alt
16. September 2025 / Fussball Fokus
TSV-Erfolgstrainer Max Schmid wurde 90 Jahre alt
Es gratulierten die alten Weggefährten
v.l.n.r.: Helmut Gotscher, Horst Brzobohaty, Gerhard Rüppel, Rudi Gottlieb, Max Schmid, Jupp Schmidt, Gerd Hollinger, Bernd Hollinger, Helmut André und Alfred Hollinger
Sein Geburtsdatum am 11. September teilte er mit Franz Beckenbauer, aber als Max Schmid am 11. September 1935 geboren wurde, musste die Fußballwelt auf Franz Beckenbauer noch zehn Jahre warten. Max, sein Leben lang ein praktizierender Bayer aus Franken erkannte frühzeitig seine Liebe zum Fußball und sein Geburtsort Rednitzhembach, am südlichen Rand von Nürnberg, liegt nahe beim Traditionsclub 1. FC Nürnberg. Dort erkannte man sein Talent und er erzielte zwischen 1956 und 1959 als Stürmer insgesamt 37 Tore für seinen Club in der damaligen Oberliga Süd, der höchsten deutschen Spielklasse. Die heutige Bundesliga gibt es erst seit 1963. Auch der DFB wurde auf ihn aufmerksam und so kam es auch zu Einsätzen in der U23-Nationalmannschaft.
Über eine Zwischenstation beim SV Wiesbaden wechselte er 1961 zu Rapid Wien, mit dem er 1964 österreichischer Meister wurde. 1966 stand er mit dem Wiener Traditionsclub im österreichischen Pokalfinale. Über eine erneute Zwischenstation beim SV Wiesbaden führte ihn sein Weg 1968 zum ambitionierten TSV Bleidenstadt. Besonders der unvergessene damalige TSV-Vorsitzende Willy Freund machte sich für seine Verpflichtung als Spielertrainer stark.
Mit Max Schmid kam Leben in die Bude beim TSV, der seit 1960 in der A-Klasse im Mittelmaß in einer Art „Dornröschenschlaf“ verharrt war. Max Schmid übernahm nicht nur das Training beider Seniorenmannschaften (Reserven in Konkurrenz gibt es erst seit 2005), er wurde mit damals 33 Jahren als Spielertrainer das Herzstück einer Mannschaft, die bereits 1969 Vizemeister wurde und ein Jahr später als A-Klassen-Meister 1970 erstmals in die Bezirksliga Wiesbaden aufstieg. Aus dem Stürmer Max Schmid war inzwischen ein mitstürmender Libero geworden, der nicht nur der Abwehr Halt gab, sondern sich auch immer wieder in das Angriffsspiel einschaltete und Tore erzielte. Auf Anhieb wurde der TSV zweimal hintereinander Vizemeister in der Bezirksliga, musste noch dem RSV Würges und der FVgg. Kastel 06 den Vortritt lassen, um dann 1973 selbst Meister der Bezirksliga zu werden und in die damalige Gruppenliga Hessen-Mitte (heute Verbandsliga), nach Bundesliga, Regionalliga und Hessenliga die vierhöchste deutsche Liga aufzusteigen. Das gab es seinerzeit im Untertaunuskreis noch nie. Auf Anhieb war der TSV 1974 als Fünfter auch bester Neuling in der zweithöchsten Liga in Hessen.
Aber auch im Pokal schrieb der TSV mit Max Schmid Geschichte. Nach der Rückkehr aus Wiesbaden in den Spielbetrieb des Fußballkreises Untertaunus wurde der TSV ab 1971 regelmäßig Kreispokalsieger. 1972 noch im Endspiel gescheitert, holte sich der TSV 1973 auch den Bezirkspokal und nahm an den Hessenpokalspielen teil. Beim TSV Kleinlinden im Raum Gießen war zwar in der ersten Runde Endstation, da sich aber damals aus Hessen fünf Mannschaften für die DFB-Pokal-Hauptrunde qualifizieren konnten, setzte sich der TSV in der Verliererrunde beim FV 09 Breidenbach und gegen Teutonia Großenlüder durch und stand, wieder zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte in der 1. Hauptrunde des DFB-Vereinspokals.
Dort musste man zunächst zum Südwestvertreter FC 06 Rodalben und gewann nach 0:0 in der Verlängerung durch zwei Tore von Norbert Schulz und Willi Reichert mit 2:1. Dann kamen die denkwürdigen zwei Begegnungen mit dem Zweitbundesligisten FC 08 Homburg/Saar. Am Röderweg spielte der TSV vor der Rekordkulisse von 1.600 Zuschauern auf dem damaligen Hartplatz (heute undenkbar im DFB-Pokal) 0:0 nach Verlängerung. Das Hessische Fernsehen hatte einen Kameraturm aufgebaut und der legendäre HR-Radioreproter Jürgen-Dieter Rehahn sendete von der Seitenlinie die Rundfunkeinblendungen am Samstagnachmittag live in den Äther.
Ein Wiederholungsspiel musste her und da der FC Homburg im heimischen Stadion im Saarland kein Flutlicht hatte, fand das Wiederholungsspiel in Wiesbaden im Stadion an der Berliner Straße statt. Nach weiteren 90 Minuten plus Verlängerung stand es nach insgesamt 240 Spielminuten im Dauerregen immer noch 0:0. Ein Elfmeterschießen musste vor über 2.000 Zuschauern die Entscheidung bringen.
TSV-Torhüter Horst Brzobohaty wurde zum Held des Abends. Er parierte die ersten beiden Elfmeter des Zweitbundesligisten, Willi Reichert und Helmut Hollinger verwandelten sicher, den dritten Elfmeter setzten die Homburger ebenso neben das Tor wie Rudi Schloßbauer und als Horst Brzobohaty an diesem Abend seinen dritten Elfmeter gehalten hatte und damit endgültig zum „Elfmetertöter aus dem Taunus“ wurde, war die Partie entschieden. Der TSV hatte in rund 250 Minuten einen Zweitbundesligisten aus dem Wettbewerb geworfen. Im Februar 1975 endete die erste DFB-Pokaltour des TSV mit Max Schmid als Trainer beim damaligen dreifachen deutschen Amateurmeister SC Jülich 10 mit einer 2:4-Niederlage nach 2:0-Führung durch Rainer Watzke und Helmut Hollinger.
Im Sommer 1975 endeten sieben sehr erfolgreiche Jahre mit Max Schmid und dem TSV. Die Verbindung blieb jedoch erhalten und immer wieder fand Max mit seiner Frau Helga den Weg zum Röderweg. So war es selbstverständlich, dass seine ehemaligen Schützlinge ihm auch zur Vollendung seines 90. Lebensjahres gratuliert und ihn mit seiner Helga zu einem gemütlichen Abend in den Waldgeist auf der Eisernen Hand eingeladen haben. Es wurden einmal mehr viele Erinnerungen ausgetauscht an die erfolgreichsten sieben Jahre, die die Fußballer des TSV Bleidenstadt mit Max Schmid als Trainer jemals hatten:
1969 Vizemeister A-Klasse
1970 Meister A-Klasse und Aufsteiger in die Bezirksliga Wiesbaden
1971 und 1972 Vizemeister und 1973 Meister und Aufsteiger in die Gruppenliga Hessen-Mitte
1971,1972, 1973, 1974 und 1975 Kreispokalsieger im Untertaunuskreis
1973 Bezirkspokalsieger im Bezirk Wiesbaden und Hessenpokalteilnehmer
1974-1975 Teilnahme am DFB-Vereinspokal bis in die 3. Hauptrunde
Gerhard Rüppel